Phytotherapie

Die Pflanzenheilkunde ist wohl die älteste medizinische Therapiemethode überhaupt, und auch heutzutage noch die weltweit gebräuchlichste Heilmethode - vor allem außerhalb des westlichen Kulturkreises. Auch in unseren Breiten galt die Phytotherapie lange Zeit als wichtigste Heilkunst. Nachdem dieser Weg für viele Jahre verlassen wurde, erlebt die Pflanzenheilkunde in letzter Zeit wieder eine sanfte Renaissance.

Bei der Phytotherapie handelt es sich ganz allgemein um die Behandlung von Krankheiten mit pflanzlichen Arzneimitteln. Dabei erfolgt die therapeutische Anwendung von Pflanzen oder Pflanzenteilen (Blüten, Blätter, Samen, etc.) zumeist in Form von Tees oder als Arzneidroge (getrocknete Pflanzenteile). Bei der Phytotherapie im engeren Sinn, als Teil der westlichen Schulmedizin, werden zusätzlich auch Arzneiformen wie Tinkturen, Tabletten, Dragees oder Kapseln eingesetzt, die  Extrakte mit angereicherten Wirkstoffen aus Pflanzen  enthalten.

Wo kommt Phytotherapie zur Anwendung?

Die moderne Phytotherapie hat ihre Wurzeln in der Volkmedizin. Ihre lange Tradition im Umgang mit der Heilwirkung von Pflanzen ist bis heute erhalten geblieben. So werden in der westlichen Medizin über 300 Pflanzen als Arzneimittel verwendet. Dementsprechend groß ist auch das Einsatzgebiet – vom Hausmittel bis zum Spezialpräparat nach ärztlicher Verschreibung.

Häufig zur Anwendung kommen Pflanzen in der Selbstmedikation wie beispielsweise:

Ebenso werden pflanzliche Heilmittel oft bei Erkrankungen mit schwach ausgeprägter Symptomatik verschrieben, so etwa bei grippalen Infekten oder wenn der Patient ein chemisch-synthetisches Präparat wegen befürchteter Nebenwirkungen scheut. Häufig kommen die Heilpflanzen bei wiederkehrenden Infekten (z.B. chronische Sinusitis) und funktionellen Störungen (z.B. chronische Gastritis) zum Einsatz. Auch in der Kinderheilkunde hat die Phytotherapie ihren festen Platz. So genannte Granulat-Tees (Fertigmischungen von Kindernahrungsmittelherstellern) sollte man dabei jedoch meiden, da diese in den meisten Fällen sehr zuckerhaltig sind.

Welche Vor- und Nachteile gibt es?

Die Heilwirkung einer Pflanze resultiert aus den additiven Effekten der Einzelkomponeten, von denen, je nach Extraktionsmethode, mehrere Hundert in einem pflanzlichen Präparat enthalten sein können. Die therapeutische Wirkung dieser Inhaltsstoffe ist auch größtenteils wissenschaftlich belegt. So wirken, um nur einige zu nennen, Anthrachinone abführend, ätherische Öle und Flavonoide entzündungshemmend oder Saponine schleimlösend. Um gleichbleibende Wirksamkeit zu gewährleisten werden moderne pflanzliche Arzneimittel  nach standardisierten Verfahren hergestellt und auf einen bestimmten Wirkstoffgehalt eingestellt. Der wissenschaftliche Nachweis für die heilende Wirkung ist zwar noch nicht für alle Arzneipflanzen erbracht worden, aufgrund langer Erfahrung weiß man aber, dass sie wirksam und gut verträglich sind. Bei einigen pflanzlichen Arzneimitteln - wie z.B.Johanniskraut bei leichten bis mittelschweren Depressionen - ist dieser Nachweis schon gelungen. Im Vergleich zu synthetischen Arzneimitteln haben pflanzliche Arzneimittel oft den Vorteil geringerer unerwünschter Nebenwirkungen.

Auch die Anwendung nach dem Motto "Hilft`s nicht, schad`s nicht" sollte man kritisch hinterfragen. So können falsch angewandte phytotherapeutische Heilmittel - falsche Indikation oder Zubereitung - durchaus unerwünschte Wirkungen zeigen.

Ebenso können die Inhaltsstoffe der Pflanzen (vor allem ätherische Öle) zu allergischen Reaktionen führen. Zudem ist aufgrund der Vielzahl von Inhaltsstoffen das Wirkungsspektrum nicht immer eindeutig vorauszusagen. Folglich ist es auch im Bereich der Phytotherapie durchaus angebracht, ärztlich kompetente Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zu bedenken ist, dass "natürlich" nicht gleichbedeutend mit "ungefährlich" ist (siehe Tollkirsche, Herbstzeitlose oder Knollenblätterpilz).